Stammeslager in der Uckermark – Kanu-Hikes und Fairer Handel

Erschienen am 16. August 2017 in Allgemein

Nils Gädtke

seit 2001 Pfadfinder, Leiter der Roverstufe

 

(Bericht von Nicole Wellhausen, Sabine Jacobs und Nils Gädtke)

Dieses Jahr war es für uns wieder einmal Zeit, auf ein gemeinsames Stammeslager zu fahren. Mit 36 Pfadfinderinnen und Pfadfindern und einem großen Reisebus brachen wir also am 5. August in die Uckermark auf. Warum aber gerade dahin? Dort hatten wir die Möglichkeit, unser Lager mit Kanufahren in wunderschönen und menschenleeren Landschaften zu verbringen.

Unsere Jüngsten, die Wölflinge, hatten als Erste die Möglichkeit, den Tag auf dem Wasser zu verbringen, während die Älteren sich auf dem Lagerplatz in Tangersdorf mit der Frage beschäftigten, wo unser Obst herkommt. Daraus entstanden sowohl sehr leckere, selbstgemachte Smoothies als auch die Erkenntnis, dass die Äpfel auf unserem Tisch zum Teil viele Tausend Kilometer aus Neuseeland gekommen sind, also noch weiter gereist sind als zum Beispiel die Bananen aus Ecuador.

Im Lauf der nächsten Tage hat sich immer eine andere Stufe mit Kanus und Gepäck auf den Weg gemacht, die Seen und Kanäle zu erkunden und die Nacht am Seeufer zu verbringen. Auch auf dem Zeltplatz, der auf dem Gelände eines ehemaligen Kinderferienlagers der DDR errichtet ist, gab es Programm.

Während die Rover auf ihrem anderthalbtägigen Kanuhike waren, beschäftigten sich die Wös, Jupfis und Pfadis mit Boris´ Bananenbox, einer Methodensammlung, die der Bundesarbeitskreis Internationale Gerechtigkeit der DPSG erarbeitet hat. Da die Pfadis die Box bereits in ihren Gurppenstunden erprobt hatten, beschäftigten sie sich mit dem Teil der Box, der eigentlich für die Roverstufe entwickelt wurde. Unsere Pfadis wurden aber zum Ende des Lagers sowieso zu Rovern hochgestuft, sodass dies eigentlich ganz gut passte. Die Wös und Jupfis arbeiteten jeweils mit den für ihre Stufe erstellten Methoden und spielten ein spaßiges Schokoladenspiel mit fair gehandelter Schokolade. Schwerpunkt des Tages waren hier die Lebensbedingungen der Menschen, die unsere Lebensmittel anbauen. Die Rover indes hatten es sich nach vielen Kilometern im Kanu und einer Mittagspause auf einer kleinen Insel im Großen Lychensee am Lagerfeuer bequem gemacht.

Am nächsten Mittag wurden dann die Besatzungen der Boote getauscht und die Jupfis kamen in das Vergnügen der Kanutour mit Übernachtung. Für die Übernachtung wählten sie eine Landspitze am Ufer eines Sees, die auch den Rovern schon Obhut gegeben hatte und die die Wös bereits am ersten Tag als Rastplatz für die Mittagspause genutzt hatten. Der Vorteil dieser Landspitze war, dass dort bereits eine Lagerfeuerstelle vorhanden war, sodass sie sich toll für die anstehende Versprechensfeier eignete. Nachdem die Jupfis noch eine Weile im Wasser getobt hatten und dabei auch eines der Kanus erfolgreich zum U-Boot umgerüstet hatten, ging es nach einem schnellen Abendessen auch gleich los: Vier unserer Jupfis legten ihr Versprechen ab, auf das sie sich die Tage davor vorbereitet hatten.  Hierfür mussten sie zuerst gemeinsam das Feuer mit höchstens drei Streichhölzern entfachen und danach ihren persönlichen Versprechenstext sprechen. Im Anschluss bekamen die stolzen Jupfis endlich ihre blauen Halstücher verliehen.

Gleichzeitig verbrachten die Wös einen schönen Badetag am Tangersdorfer See und die Älteren besuchten die nahegelegene Gedenkstätte KZ Ravensbrück. Hier informierten sie sich über die Verbrechen des NS-Regimes und konnten vor Ort noch einmal Genaueres über die Ausmaße derselben erfahren. Mit entsprechend schwirrenden Köpfen kehrten sie an den Lagerplatz zurück und nutzten einen langen Lagerfeuerabend, um das Erlebte noch einmal einzuordnen.

Am nächsten Tag waren dann auch die Pfadis endlich dran, ihre Kanutour zu unternehmen. Anders als die Gruppen davor entschieden sie sich für die gegensätzliche Richtung. Sie durchquerten mehrere Seen, nutzten eine Bootsschleppe um den Höhenunterschied zwischen zwei Seen zu überwinden und landeten schließlich am Nordufer des Wurlsees, wo auch sie eine Lagerfeuerstelle fanden und ihr Lager in einer Senke daneben aufschlugen. Da für die Nacht leichter Regen angekündigt war, konnten sie nicht wie die anderen Gruppen unter freiem Himmel übernachten und bauten aus Jurtenplanen und zwei Kanus einen Unterschlupf. Außerdem wurde noch ein anderes Konzept ertestet, das drei weiteren Pfadis Unterschlupf bot und nur aus zwei Planen, zwei Ästen und etwas Sisal bestand.

Die anderen Stufen nutzten die Zeit am Lagerplatz für verschiedene Upcycling-Workshops. So bastelten sie Postkarten und Briefumschläge aus alten Kalendern, Kaminanzünder aus Papp- und Kerzenresten und verschiedene andere Kleinigkeiten. Hierbei gab es natürlich auch den entsprechenden Input zum Thema Müllvermeidung, Ressourcenschonung und Wiederverwertung. Nach der Rückkehr der Pfadis und einem gemeinsamen Abendessen, für das an diesem Tag die Jupfis verantwortlich waren, nachdem an den Vortagen schon alle anderen Stufen ihre Kochkünste mehr oder weniger unter Beweis gestellt hatten, brach dann der gesamte Stamm auf, um am nahegelegenen Tangersdorfer See einen Weggottesdienst zurück zum Lager zu beginnen. Unsere Kuratin Sabine hatte verschiedene Stationen vorbereitet, nach denen der Gottesdienst in einen gemeinsamen Lagerfeuerabend überging.

Als dieser sich seinem Ende neigte, zog leider ein starker Regen auf. Auch wenn es der erste richtige Regen unseres Lagers war, war er uns nicht sehr willkommen. Vier unserer Leiter verbrachten in Folge dessen ihre Nacht damit, die Zelte zu sichern, Wassersäcke aus den Dächern zu entleeren und somit dafür zu sorgen, dass alle Anderen in Ruhe weiterschlafen konnten. Dennoch hatten wir am nächsten Morgen den ein oder anderen nassen Schlafsack zu beklagen. Da das Wetter auch nach dem Regen nicht mehr wirklich zum Baden einlud, fiel der geplante Seetag aus und es wurde stattdessen ein Tag der Gesellschaftsspiele. Gegen Abend war das Wetter aber glücklicherweise wieder besser, sodass die Versprechensfeier an der Lagerfeuerstelle stattfinden konnte. Hier bekamen zwei Wölflinge ihr erstes Tuch verliehen und auch eine Pfadfinderin konnte noch in letzter Minute ihr grünes Tuch bekommen, bevor die ganze Gruppe zu den Rovern gestuft wurde. Außerdem konnten wir uns nach langer Zeit endlich wieder über zwei Leiterversprechen freuen: Henner und Nicole wagten den Schritt zum grauen Tuch und verstärken nun auch offiziell unsere Leiterrunde, in der sie schon seit längerer Zeit mitarbeiten. Die beiden hatten tolle Versprechenstexte vorbereitet, in denen sie auf die Aufgaben von Leiterinnen und Leitern und ihre persönlichen Ziele eingingen, und haben sich ihre grauen Tücher wahrlich verdient!

Am nächsten Tag stand dann der Abbau auf dem Plan. Dieser funktionierte beinahe reibungslos, verlangte den Leiterinnen und Leitern aber dennoch einiges an Nerven ab. Die Zelte mussten nass eingepackt werden und nach Ankunft in Witzenhausen zum Trocknen verteilt werden. So etwas kennen und fürchten alle Pfadfinder, vermeiden lässt es sich leider dennoch nicht. Nach dem traditionellen „Nehmt Abschied, Brüder“ und einem herzlichen Gut Pfad begann eine mehr als siebenstündige Busfahrt, an deren Ende die Kinder sich müde aber zufrieden von ihren Eltern wieder in Empfang nehmen ließen.

Das Lager war wieder einmal ein tolles Erlebnis und wir freuen uns schon jetzt auf die nächsten Gruppenstunden, Aktionen und Lager:

Wenn wir wieder heimwärts ziehen, sehnet jeder sich zurück,
denkt an die vergangenen Fahrten, an vergangnes Glück.

Nordwärts, nordwärts wolln wir wieder, zu den Bergen und den Seen,
dieses Land nochmal erleben und auf Fahrten gehn.

 

 

 

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