Pfadi-Wochenende – Lebensmittel im Fokus

Erschienen am 9. Dezember 2021 in Pfadfinder

Jana

 

Dass Kinder- und Jugendarbeit auch – und vielleicht gerade – in Zeiten der Corona-Pandemie nicht stillsteht, beweist der KJR Werra-Meißner-Kreis und fördert Jugendgruppen, die im Rahmen eines Jugendgruppen-Workshops das Haus der Jugend „An den großen Steinen“ in Reichenbach besuchen wollen.

Dieses Angebot haben wir, die Pfadistufe der DPSG Witta Witzenhausen, dankend genutzt und sind am zweiten Adventswochenende, unter Einhaltung aller aktuell geltenden Regeln zum Gesundheitsschutz, nach Reichenbach ins Selbstversorgungshaus aufgebrochen.

Das ganze Wochenende über haben wir uns mit dem Thema „Essen“ beschäftigt, weil Lebensmittel und Ernährung eben eine zentrale Rolle im Leben eines Menschen spielen.

Passend zum Thema haben wir uns selbst verpflegt: am ersten Abend wurden fleißig die Pizzateige geknetet und ausgerollt und die Pizzen belegt. Wir haben uns dazu entschieden, uns das ganze Lager über vegetarisch zu ernähren, weil wir es gerne ausprobieren wollten.

In diesem Zuge haben wir uns auch mit dem Thema „Fleisch- und Lebensmittelkonsum“ beschäftigt. Dazu haben wir den Film „We feed the world“ angesehen und darüber diskutiert: im Film wurde unter anderem die Ressourcenverschwendung thematisiert, aber auch die Intensivtierhaltung (ugs. „Massentierhaltung“) und die daraus resultierenden Probleme spielten eine zentrale Rolle. So wurde am Beispiel der Stadt Wien die Verschwendung von Brot dokumentiert, deren Ausmaß uns alle schockierte. Intensiv diskutiert haben wir über die Gemüseanbaugebiete in Almería, in Südspanien: um fast ganz Europa vor allem im Winterhalbjahr mit Gemüse wie Tomaten, Gurken und Paprika zu versorgen, arbeiten und leben viele immigrierte Menschen unter unwürdigen Bedingungen sehr hart und auch die Umwelt leidet unter dem hohen Wasserverbrauch und Chemikalieneinsatz.

Das Thema „Fleischkonsum“ beschäftigte uns am längsten: um europäische Schweine und europäisches Geflügel mit Futter zu versorgen, wird allein in Südamerika im Amazonasgebiet in einer Minute so viel Regenwald gerodet, wie drei Fußballfelder groß sind. Auf den gerodeten Flächen wird Soja angebaut, welches dann tausende Kilometer weit mit dem LKW durch Brasilien gefahren wird, um mit dem Schiff zum Beispiel nach Hamburg gebracht zu werden. Von dort aus gelangt es zu den landwirtschaftlichen Betrieben und in die Futtertröge unserer Nutztiere. Nicht zuletzt hat die Schlachtung der Tiere, die in den meisten Fällen in Großschlachtereien geschieht, uns sehr geprägt und uns dazu gebracht, unseren eigenen Fleischkonsum zu reflektieren.

Wir sprachen auch über Lebensmittelverschwendung – an welchen Stellen der Wertschöpfungskette geht etwas verloren, weshalb und vor allem: was können wir dagegen tun? Bereits einfache Regeln zu beachten, wie beispielsweise richtig geplantes Einkaufen, aber auch die Verwertung von Resten, können helfen, Verschwendung zu reduzieren.

Als positives Gegenbeispiel zu den im Film thematisierten Problematiken hat uns Leiterin Jana Wendelken ihren Bioland-Milchviehbetrieb in Ostfriesland gezeigt. In diesem Kontext sprachen wir über ökologische versus konventionelle Landwirtschaft und was welche Siegel bedeuten, aber auch über ethische Fragen wie den Umgang mit männlichen Kälbern und Küken. Die Ideen, Gemüse und Obst selbst im Garten anzubauen und Tiere zur Selbstversorgung zu halten, gefielen uns allen sehr gut.

Da Essen weltweit ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens ist, haben wir uns auch mit verschiedenen Esskulturen auseinandergesetzt. Die Mutter einer Teilnehmerin kongolesischer Herkunft hat für uns Beignets gemacht. Wenn man Beignets beschreiben möchte, kann man sagen, dass sie eine leckere Variante von Quarkbällchen sind, nur ohne Quark und Zucker. Eine weitere Teilnehmerin hat uns in einer Präsentation gezeigt, wie sie und ihre Familie in Mali und Togo gelebt haben und wie traditionelle Mahlzeiten dort aussehen. Diese Bilder zu sehen, war für uns sehr spannend. Gekocht haben wir an diesem Tag ein indisches Linsencurry und getrunken haben wir viel Wasser: #stayhydrated

Nicht zu kurz kommen durfte der Aufenthalt im Freien, da es in der Nacht geschneit hatte! Voller Freude haben wir eine Schneeballschlacht und einen Schneespaziergang gemacht und sind sogar Snowboard gefahren.

Immer zwischendurch wurden viele Runden Werwolf gespielt und seltsamerweise waren einige Personen immer wieder Werwölfinnen. Das gab uns zu denken… #don’tsuspicious

Am letzten Tag haben wir viel über Regionalität und Saisonalität beim Einkaufen gesprochen. Anhand eines Saisonkalenders und des Beispiels einer Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) haben wir gelernt, wie einfach es sein kann, regional und saisonal einzukaufen und welche leckeren und spannenden Gemüsearten vor allem die Winterküche bereichern. Beispiele hierfür waren Kürbis, Feldsalat, Möhren, Kartoffeln, Pak Choi oder Grün- und Schwarzkohl. Die selbst zubereiteten Sommerrollen, die mit saisonalen Zutaten gefüllt waren, haben wir uns schmecken lassen.

Am Sonntagnachmittag war das Haus schnell gründlich geputzt, bevor wir leider schon wieder den Heimweg antreten mussten. Wir danken dem KJR für diese tolle Unterstützung!

Dieser Bericht entstand durch die Herwas (unsere Pfadistufe) unter Mitwirkung ihrer Leitungspersonen.

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